In Leonidio klettern

Wie kamen wir darauf in Leonidio klettern zu gehen?

Wir sind jetzt fast seit einem dreiviertel Jahr mit unserem Camper Van in Europa unterwegs. Auf unserer Reise wollen wir die schönsten Regionen und Städte erkunden. Die schönsten Klettergebiete sollen hierbei auch nicht zu kurz kommen. Als wir im März 2020 von Albanien nach Griechenland eingereist sind, wollten wir unbedingt zum Klettern auf die Insel Kalymnos. Es kam allerdings die Corona-Pandemie und Griechenland verhängte für fast 2 Monate eine Ausgangssperre und wir mussten zurückgezogen an einem Strand die Zeit absitzen. Als wir dann wieder reisen durften, war es leider schon zu warm um auf Kalymnos klettern zu gehen. Trotzdem waren wir nach der langen Zeit im Van heiß darauf wieder etwas zu erleben und vor allem waren wir heiß aufs Klettern.

Leonidio Klettern

Warum in Leonidio klettern?

Vor 5 oder 6 Jahren haben wir einen Bericht in dem Klettern-Magazin über ein rasant wachsendes Klettergebiet auf dem Peloponnes in Griechenland gelesen. Der Name dieses Gebietes ist „Leonidio“. Der Bericht über das Klettern in Leonidio hat uns damals schon so beeindruckt, dass wir kurzerhand entschieden, dass Leonidio ein guter Ersatz für Kalymnos ist. Leider war es eigentlich auch schon zu warm um in Leonidio klettern zu gehen. Da wir den Peloponnes sowieso umrunden wollten, kamen wir zwangsläufig an Leonidio vorbei und hatten also nichts zu verlieren.

Als wir dem Örtchen Leonidio langsam näher kamen, trafen wir immer mehr Kletterer an, die mehrere Monate oder sogar den ganzen Winter zum Klettern dort waren. Die Kletterer kamen von überall auf der Welt her und waren von dem Klettergebiet total begeistert. Unsere Vorfreude stieg ins Unermessliche und wir waren unfassbar froh, als wir endlich dort waren.

In Leonidio angekommen, lernten wir Kletterer aus Polen, England und Deutschland kennen, die alle schon mehrere Monate in Leonidio waren. Alle wollten in den nächsten Tagen abreisen, weil es zu warm (>30°C) geworden ist um in Leonidio klettern zu gehen – vor allem weil die meisten Sektoren eine Südausrichtung haben. Zum Glück bekamen wir noch wertvolle Informationen, welche Sektoren zu welchen Tageszeiten im Schatten liegen. In der Stadt kauften wir uns dann auch den Kletterführer Griechenland, in dem Leonidio fast 100 Seiten einnimmt. Somit fühlten wir uns gewappnet um in Leonidio klettern zu gehen.

Leonidio Sabaton
Leonidio klettern Sabaton

Die Stadt Leonidio

In Leonidio wird noch nicht so lange geklettert wie in anderen Top-Klettergebieten – trotzdem ist das Klettern allgegenwärtig. Überall in der Statt sind Sektoren ausgeschildert, die zu Fuß erreichbar sind. In den Geschäften und Cafés hängen Kletterposter an den Wänden und den Schaufenstern. Sobald wir uns mit den Einheimischen unterhielten, wurden wir meistens aufs Klettern angesprochen. So gewannen wir sehr schnell den Eindruck, dass Kletterer hier sehr gerne gesehen sind. Im Zentrum der Stadt gibt es einen kleinen Kletterladen, mit dem Namen „Climb 2 red“. Der Besitzer ist sehr freundlich und klettert ebenfalls. Von ihm kannst du dir wertvolle Tipps und Infos zu neuen Sektoren geben lassen.

Was tun, an Ruhetagen?

Leonidio hat auch für die kletterfreie Zeit viel zu bieten. Es gibt zahlreiche nette Cafés, Restaurants, Supermärkte und sogar einen Pizzalieferservice, der auch an Camper Vans liefert. Für die Ruhetage bieten sich die vielen schönen Strände und nahegelegene charmante Dörfer an sowie das Elonas Kloster. Das Kloster ist in eine Felswand gebaut und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Vor dem Klostereingang befindet sich auch die beste Wasserquelle, die wir in der Nähe von Leonidio gefunden haben. Um zum Kloster zu gelangen, musst du nur der Straße, die von Leonidio landeinwärts führt, für ca. 25 Minuten folgen. Unterkünfte gibt es in dem Örtchen zur Genüge und einen günstigen Campingplatz hat es auch. Athen ist übrigens auch nicht weit weg, wer Großstadtfeeling vermissen sollte.

Leonidio Elonas Kloster
Elonas Kloster

Panjika Cooperative

Die Panjika Cooperative wurde von internationalen Kletterern gegründet und betreibt ein Café im Zentrum von Leonidio. In dem Café werden faire und ökologische Speisen und Getränke sowie Kletterausrüstung angeboten. Das Panjika Café ist die erste Anlaufstelle für Kletterer und das Herzstück der dortigen Kletterszene. Außerdem ist die Panjika Cooperative der Herausgeber des lokalen Kletterführers. Mit Einnahmen aus dem Verkauf des Kletterführers wird ein Teil des Materials, das für neue Routen benötigt wird, finanziert. Deshalb ist es eine gute Sache diesen Kletterführer dort zu kaufen.

Leonidio Klettern

In Leonidio wird an rotem und grauem, gut strukturiertem Kalk geklettert. Die Kletterei variiert teilweise stark und ist sehr abwechslungsreich. Gegriffen werden hier Leisten, Löcher aber auch lange Tufas (Sinter) und Stalagtiten. Der Fels ist sehr rau, weshalb die Füße selbst auf den kleinsten Tritten halt finden und die Finger nach einem langen Klettertag ziemlich weh tun. Das Routenangebot in Leonidio reicht von leicht (4b) bis sehr schwer. Allerdings solltest du schon 6b klettern können, damit es richtig Spaß macht und du dich in vielen Sektoren austoben kannst. Denn in vielen Sektoren fängt es erst ab 6a/6b an und diese Routen werden in dem Kletterführer „warm up“ genannt. Es gibt allerdings auch ein paar Sektoren, wie z.B. Skiadianiko, mit einem großen Angebot an 5er Routen.

Dafür, dass in Leonidio erst seit ein paar Jahren Routen in größerer Zahl eingebohrt werden, sind bis heute beeindruckende 1500 Routen eingerichtet worden. Neben den zahlreichen Sportkletterrouten gibt es auch eine überschaubare Anzahl an Mehrseillängen-Routen. Die meisten Sektorten sind südlich ausgerichtet und eignen sich deshalb gut für winterliches Klettervergnügen. Deshalb ist die ideale Zeit für einen Klettertrip nach Leonidio zwischen November und April. In den restlichen Monaten ist es viel zu heiß für die meisten Sektoren. Da wir Anfang Juni dort waren, mussten wir entweder sehr früh oder am späten Abend am Fels sein oder zu einem der wenigen schattigen Sektoren, wie z.B. Sabaton, gehen.

Ausschilderung Sektor Sabaton

Leonidio klettern: Zustiege

Die Zustiege sind meistens in einer halben Stunde zu bewältigen, allerdings sind diese oft steil. Es gibt auch Sektoren, wie z.B. Sabaton, wo sich der Fels direkt neben der Straße erhebt. Allerdings gibt es auch Sektoren, die du erst nach einer dreiviertel Stunde bergauf erreichst.

Sicherheit

Die Hakenabstände sind in den meisten Sektoren nur ein wenig größer als in der Kletterhalle und die Haken sind alle ziemlich neu und machen einen sehr guten Eindruck. Einheimische sagten uns aber, dass es auch ein paar Sektoren gebe, die weitere Hakenabstände haben. Allerdings haben wir diese nicht angetroffen. Die Umlenker sehen alle neu aus und bestehen meistens aus Ösen und manchmal auch aus Schnappern. Die Namen der Kletterrouten sind zudem am Felsfuß gekennzeichnet.

Welche Ausrüstung brauche ich fürs Sportklettern in Leonidio?

Du solltest schon ein 70 oder 80 Meter Seil dabei haben, denn mit einem 60 Meter Seil kannst du viele Routen nicht machen. Das mussten wir auch schmerzlich feststellen. Und mit 20 Expressen bist du auch auf der sicheren Seite. 10 Expressen sind für eigentlich alle Routen zu wenig!!

Leonidio Klettern: Topos

Es gibt zwei Kletterführer zu kaufen. Für einen Klettertrip nach Leonidio empfehlen wir dir den Leonidio und Kyparissi Guide von der Panjika Cooperative. Wenn du wie wir durch ganz Griechenland reist, dann empfiehlt sich auch der Kletterführer Greece. Aber Vorsicht, Kalymnos ist in diesem Kletterführer nicht enthalten.



Leonidio Klettern: Sektoren Auswahl

Wir haben in Leonidio einige Sektoren besucht und hier stellen wir dir eine erlesene Auswahl vor.

Leonidio klettern: Sabaton

Der Sektor Sabaton liegt direkt am Meer und hat einen sehr kurzen Zustieg. Durch die nördliche Ausrichtung der Felswand hat der Sektor fast den ganzen Tag Schatten, weshalb er im Sommer ziemlich überfüllt sein kann. In dem Sektor befinden sich 60 Routen, von denen die meisten einen gemäßigten Schwierigkeitsgrad zwischen 6a und 6c haben. Geklettert wird an löchrigem Sandstein in herrlicher Qualität und die Routen sind bis zu 28 Meter lang. Der Sektor liegt direkt an der Küstenstraße, die von Leonidio aus in Richtung Norden führt. Parken kannst du einfach an einer Parkbucht an der Straße (37.170310, 22.898059). Allerdings sind dort nur begrenzt Plätze vorhanden.

Tipp: Der Sektor eignet sich sehr gut dafür, um in den Pausen eine Hängematte aufzuspannen.

Empfehlung: Pavlos 6a – Ein einfacher Start, gefolgt von ein paar richtig schönen Zügen.

Sabaton Leonidio
Sabaton

Leonidio klettern: Skiadianiko

Der Sektor Skiadianiko liegt nicht weit entfernt von dem Elonas-Kloster. Parken kannst du in einer kleinen Parkbucht direkt an der Straße (37.149249, 22.768039). Von der Straße aus dauert der Zustieg ca. 25 Minuten und der Fels ist eigentlich den ganzen Tag in der Sonne. Zwar waren wir sehr früh am Morgen da, hatten aber nach kurzer Zeit nur noch Schatten am rechten Wandteil – und kurz darauf war die Sonne überall. Im oberen Bereich des Sektors befinden sich eher leichte Routen (von 5a bis 6b) und im mittleren Teil gibt es etwas anspruchsvollere, überhängende Routen. Die Routen im rechten Wandteil haben einen Schwierigkeitsgrad zwischen 6a und 7b+.

Empfehlung: Eye of the Tiger 6b+ – Eine traumhafte Linie durch eine kleine Höhle, entlang an Tufas und ein ausgesetztes Ende. Eine der schönsten Routen, die wir in Leonidio geklettert sind. Die Route ist genau 30 Meter lang, unser 60 Meter-Seil wurde bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt.

Leonidio klettern: Mars

Der Sektor Mars ist ein sehr beliebter Sektor mit flachem Wandfuß. Die Routen sind fast alle leicht überhängend und fangen bei einem Schwierigkeitsgrad von 6a+ an. Die meisten Routen haben einen Schwierigkeitsgrad zwischen 6c und 7c und sind 20 bis 40 Meter lang. Wenn dir in diesem Sektor die Kletterrouten zu kurz oder zu leicht sind, dann kannst du zudem die 15 Meter langen und äußerst anspruchsvollen Verlängerungen der meisten Routen klettern. Der Sandstein im Mars-Sektor ist geprägt von großen Stalaktiten und langen Tufawürsten. Diesen Sektor musst du eigentlich unbedingt besuchen, wenn du in der Gegend bist. Denn die Kletterei an der beeindruckenden Felsstruktur wirst du so schnell nicht vergessen. Um zu dem Sektor zu kommen, kannst du entweder in Leonidio parken (37.169279, 22.869533) und ca. 25 Minuten bergauf marschieren, oder oberhalb des Nachbarsektors „Namaste“ auf einer „Dirtroad“ parken (37.176489, 22.869996) und 10 Minuten absteigen. Allerdings ist die Dirtroad ziemlich schlecht und zieht sich über einige Kilometer. Wir haben es trotzdem gemacht und auch gleich dort übernachtet.

Empfehlung: Sinter Synphonie 6b und Tufatango 6c – Tolle und spannende Kletterei an Stalaktiten mit einigen Rastpositionen.

KLettern in Leonidio
Mars
Felsstruktur Leonidio
Mars

Klettern Kyparissi

Das Nachbarklettergebiet von Leonidio heißt Kyparissi und ist der kleine Bruder von Leonidio. Die beiden Top-Klettergebiete liegen nur eine Autostunde von einander entfernt. Kyparissi bietet ebenfalls spannende Kletterei an bestem Kalkstein. Ein großer Unterschied besteht allerdings in der Ausrichtung der Wände. In Leonidio sind die Sektoren meistens südlich ausgerichtet und haben deshalb sehr viel Sonne. Viele Wände in Kyparissi dagegen sind  nördlich ausgerichtet, weshalb hier auch an wärmeren Tagen geklettert werden kann. In den beiden erwähnten Kletterführern ist auch Kyparissi enthalten.



Vlychada (Kyparissi)

Etwas abseits der Stadt Kyparissi befindet sich der Sektor Vlychada. Der Kletterfels befindet sich direkt an einem einsamen Traumstrand, der auch ohne Klettern eine Reise wert ist. Zahlreiche Serpentinen führen über eine beeindruckende Szenerie zum Vlychada Strand. Parken kannst du im hinteren Bereich des Strandes (36.858914, 23.037887) – von dort bist du in einer Minute am Kletterfels (links am Toilettenhäuschen vorbei). Der rechte Wandteil ist leicht positiv geneigt und beheimatet leichtere Routen von 5c bis 6a+. Weiter links befinden sich auch schwerere Routen bis 7b. Die 17 Routen in Vlychada haben eine Länge von 10 bis 25 Meter, wobei eine Route (Le Sabre 6a+) auf der linken Seite der Wand mit 40 Metern heraussticht.

Empfehlung: Nectaria 6a+ – Die Route ist in den Führern nicht als besonders schön markiert, ist es aber trotzdem. Die Route verläuft ziemlich senkrecht, entlang an Löchern und Seitgriffen. Für uns, eine der schönsten Routen am Vlychada Strand.

Klettern Kyparissi
Vlychada

Klettern Nafplio

Etwas weiter nördlich von Leonidio liegt die Stadt Nafplio. Nafplio ist nicht so ein Weltklasse-Klettergebiet wie Leonidio oder Kyparissi – trotzdem bietet es eine wunderschöne Kletterei. Nafplio war für uns besonders reizvoll, da die Stadt Nafplio einen Besuch wert ist und viele Sektoren in direkter Umgebung der Stadt liegen. Am wunderschönen Karathona Beach, welcher sich nicht weit weg von der Stadt befindet, kannst du dein Fahrzeug unter Bäumen abstellen (37.547539, 22.818453). Von dort aus bist du innerhalb von 10 Minuten zu Fuß in gleich drei Klettersektoren. Ein Großteil der Routen hat gemäßigte Schwierigkeitsgrade zwischen 5c und 6c+. Alle Sektoren in Nafplio haben einen extrem kurzen Zustieg, einen ebenen Wandfuß und sind gut abgesichert, weshalb die Kletterfelsen als ziemlich familienfreundlich gelten.

Wir haben ein Video über unsere Reise nach Leonidio erstellt:

Wir haben ein Video über unsere Reise nach Leonidio erstellt:

Fazit

Im Südosten der Peloponnes gibt es eine menge Felsen zum Klettern. Für uns ragt Leonidio allerdings heraus und die Sektoren zählen zu den besten, die Europa zu bieten hat. Kyparissi hat eine ähnlich gute Qualität – hat allerdings nicht die Masse an Routen wie Leonidio. Trotzdem lohnt es sich, in einem Kletterurlaub in Leonidio, auch mal die Sektoren von Kyparissi zu erkunden.

Wir waren schon in vielen großen Klettergebieten und fast überall konnten wir erkennen, dass schon tausende Kletterer dort waren. Die Kanten sind rund und speckig und auf Reibung zu stehen, war auch mal leichter. In Leonidio haben wir keinerlei Anzeichen für solchen Verschleiß gesehen. Die Felsen sind noch spitz und rau wie eh und je.

Für uns hat sich der Ausflug nach Leonidio und den anderen nahe gelegenen Klettergebieten sehr gelohnt. Die Kletterei war atemberaubend und wir hatten eine sehr gute Zeit dort. Vor allem die abgefahrenen Formen im Kalk, an denen geklettert wird, haben es uns angetan. Alles in allem hat es uns so viel Spaß gemacht, in Leonidio Klettern zu gehen, dass eines klar ist: wir werden wiederkommen!!!

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